Tropf, tropf, tropf.... so wurden wir am Samstagmorgen früh geweckt. Die Begeisterung hielt sich wahrhaft in Grenzen. Wir zwängten uns in ein vielschichtiges Outfit und als ob das nicht genug wäre, auch noch ins Regenkombi. Trotz allen Widrigkeiten fanden wir uns beim DH-Dealer pünktlich ein. Die Laune stieg aber bereits schon wieder an, da in Thun der Himmel bereits nicht mehr weinte. JP informierte uns über die wetterbedingte Änderung der Fahrroute. Anstatt durchs Simmental über den Jaunpass zu fahren, beschloss er via Autobahn Richtung Welschland zu donnern. Unser Graf Zeppelin meinte dazu lapidar: „We ni das gwüsst hätt, hätt ig de e Stund länger chönne im Näscht blybe!!“.
16 Bikes starteten um 09.00 Richtung Autobahn. Man kann’s glauben oder nicht, aber bereits nach wenigen Minuten drückte der erste Sonnenstrahl durch die düsteren Wolken. In Flamatt entschied unser Tourenführer, wieder gemächlicher durch die Landschaft zu brettern. In Broc wärmten wir uns mit Kaffee, Tee oder heisser Schoggi auf. Via Châtel St. Denis erreichten wir den Genfersee. Die Regenwolken klebten auf der französischen Seite an den Hängen und wir kamen in Evian an, nicht ohne nochmals eine kurze Regenbrause zu erhalten. Der Mittagshalt entschädigte uns aber für alle Unannehmlichkeiten. Das Essen war vorzüglich und die Chefin bewirtete uns äusserst zuvorkommend, nett und freundlich. Das ist nicht selbstverständlich, wenn man bedenkt, dass wir mit tropfnassen Regenkombis und Helmen ihre Gaststube fast unter Wasser setzten. Nach der Stärkung empfing uns am Ufer des Genfersee’s bereits wieder freundlicheres Wetter. Um es vorweg zu nehmen, das Gröbste war für die ganze Tour zum Glück überstanden. Kurz nach Evian bogen wir dann links ab und JP führte uns über den Col du Feu durch die Landschaft der Savoyer Alpen. In Annecy angekommen ging’s direkt zum dortigen HD-Dealer. Shopping und Fachgespräche waren angesagt. Wir hatten nur noch zwei Prüfungen zu bestehen:
1. Tanken – es ist nicht einfach auf kleinstem Raum 16 Bikes zu tanken, herauszufinden, wie diese Tanke funktioniert und zu guter Letzt noch den strengen Augen der Police zu entfliehen
2. Hotel finden – auch das nicht so einfach, wenn Strassen gesperrt und Navi nicht zuverlässig sind.
Aber wir schafften es und stürzten unter die Duschen, um so schnell wir möglich zum wohlverdienten Bier zu kommen. Die nette Frau Schwarz vom Hotelempfang brachte uns - trotz der geschlossenen Gesellschaft - Bier um Bier um Bier um Bier.......
Das Altstädtchen platzte vor Menschen aus allen Nähten, aber wir ergatterten uns ein Plätzchen unter den Lauben zum Abendessen. Ich weiss nicht was an den anderen Tischen gesprochen wurde, bei uns jedenfalls wurden nur sehr ernsthafte Themen abgehandelt. Gäll, Dietu? Wir sassen an einer etwas zügigen Ecke. Haydu konnte froh sein, hatte er noch seine warmen Houdie-Bändel um den Hals! Nach vielleicht zwei, drei Schlummis legten sich dann auch die letzten Nachtschwärmer zu Ruh. Einige träumten sicher von der coolen Bar mit Bierzapfsäule an jedem Tisch.
Am nächsten Morgen erwartete uns purer Sonnenschein. JP führte uns durch die wunderschöne Landschaft des Regionalparkes vom Massiv des Bauges. Unterwegs wollte Didu Luft pumpen. Das war der Plan, aber in Frankreich eben nicht so leicht umzusetzen. Nirgendwo waren entsprechende Geräte vorhanden und wenn doch fehlte der entsprechende Jeton. Wir fanden jedoch Rettung in Form eines Harley-Davidson-Kastenwagens, dessen Fahrerpaar sich als absolute Harley Freeks entpuppten. Wie es in einer echten Harley-Familie sein soll, luden uns die Zwei spontan zu sich nach Hause ein, damit Didu wieder Pfuuus in die Reifen pumpen konnte. Was uns da erwartete, liess jedes Harley-Herz höher schlagen. Claude und Lulu hatten sich ein kleines Paradies geschaffen und jedes Detail zeugte von ihrer Biker-Leidenschaft. Claude war 69 und wie er uns mit einem zweideutigen Augenzwinkern versicherte, sei das überhaupt das schönste Alter! In Sachen eindeutig-zweideutige Sprüche übertrumpfte er sogar unseren Dietu; und das ist doch eine echte Leistung, finde ich. Claude gab uns den Tipp über den Col de Plainpalais zum Aussichtspunkt Le Revard fahren, wo wir einen Mittagshalt einschalteten. Leider reichte es nur für Pommes, obwohl das Pollo doch greifbar nah war, gäll Thömu? Wir befanden uns auf ca 1600 Metern ü.M. und der Ausblick auf den Lac du Bourget mit Aix-les-Bains, das zu unseren Füssen lag, war atemberaubend. Die Fahrt ging anschliessend wieder zurück zum Lac d’Annecy, den wir nach einem Kaffeehalt noch umrundeten. Den Rest des Tages verbrachten einige beim gemütlichen Bier und dem Anblick von einem nicht enden wollenden Strom von gefühlten Millionen von Menschen, die durch die Gassen der Altstadt schlenderten. Andere bummelten selber durch die Gässchen oder genossen die Ruhe im Hotelzimmer. Zum Abendessen trafen wir uns in derselben Brasserie wie am Vorabend. Nach diesen beiden ereignisreichen Tagen verzogen wir uns jedoch sehr schnell in unsere Hotelzimmer und das sogar ohne einen einzigen Schlummi.
Ulli und Arno, unsere Allgäuer Freunde, verabschiedeten sich am Montagmorgen bereits sehr früh und traten ihre Mammut-Heimreise an. Annecy – Bern – Bodensee und Arno musste dann wieder zurück nach Bern fahren. Es war schön, dass ihr dabei gewesen seid. Danke!
Der Rest fuhr – dick eingepackt – um 08.00 Uhr los. Wir traten die Heimreise bei strahlendem Sonnenschein aber in bitterer Kälte an. Die Gegend zeigte sich von der schönsten Seite und wir genossen die kurvenreichen Strassen in vollen Zügen. Unterwegs, irgendwo um Nirgendwo, fand JP ein hübsches Bistro und wir konnten uns im Sonnenschein wieder etwas aufwärmen. Dank an JP für den gesponserten Umtrunk. Schon bald erreichten wir den Genfersee. Nach einem kurzen „Bisli-Stop“ – leider nur für die Herren der Schöpfung geeignet – erreichten wir die Schweizer Grenze. Der ursprüngliche Plan über den Col des Mosses zu fahren wurde wegen der tiefen Temperaturen nicht umgesetzt. So froren wir halt auf der Autobahn still vor uns hin. Bei der Greyerzer Raststätte verabschiedeten wir uns von unseren Solothurner Freunden, die die Heimfahrt direkt antreten wollten. Nach dem Mittagessen begleiteten uns JP und „Graf Zeppelins“ bis Heitisried, bevor auch sie direkt nach Hause fuhren. Die Oberländer-Fraktion nahm nun über Schwarzenburg-Riggisberg den letzten Teil unter die Räder.
Müde, durchgefroren, aber glücklich und zufrieden trennten wir uns vor dem HD-Dealer. Danke an alle, die dabei waren und mitgeholfen haben, dass dieser Pfingst-Rideout ein voller Erfolg wurde.
Brigitte
Stellvertretender Schreiberling für diesen Ride
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