Bereits beim Start in den Süden war uns allen klar, das wird kein gewöhnliches verlängertes Wochenende.
Überpünktlich startete das Chapter Richtung Simmental. Am vereinbarten Treffpunkt in Spiez stiessen die ersten Member hinzu. Mitten im Simmental nahm dann die erste kleine Hürde ihren Lauf.. Sebu war nicht am vereinbarten Ort zur vereinbarten Zeit.. was war geschehen.. verpasst um nur wenige Minuten ergab sich die Situation, dass seine Harley nicht mehr anspringen wollte. Doch schnell war Hilfe vor Ort und gemäss dem Motto “Einer für Alle und Alle für Einen”, oder aber auch “Wer seine Harley liebt, der schiebt..”, wurde das Bike kurzerhand angeschoben. Diese erste Hürde wurde also rasch überwunden, und mit sage und schreibe 15 Mitgliedern bisweilen ohne unsere Walliser Kollegen, brachen wir in Richtung Frankreich auf. Über Saanen, Gstaad, führte uns die Reise über den Col du Pillon in die Region Aigle. Vorbei am “Aigle de Mureille” (dem berühmten Eidechsliwii), bogen wir links in Richtung Martigny, wo wir mit reichlich Verspätung zu unserer ersten Pause und zu Oli und Alex stiessen.
Diese Znüni-Runde ging natürlich auf denjenigen, welcher den Beginn der Reise leicht ins Wanken kommen lies... oder aber seine schon länger geplante „Geburtstagsrunde“ statt an einem Höggabend direkt beim Ride erledigen wollte. Nach ausreichend Stärkung ging es den Berg hinauf, über den Col de la Forclaz nach Trient. Von dort aus über den Téte Noire Richtung Le Châtelard. Auf knapp 1150m kreuzten wir die Kantonsgrenze ins französische Hoheitsgebiet. Zwischen Aiguillett des Posettes 2201m und Aiguillett d’Argentiere 1893m führte uns die Strasse Richtung Chamonix-Mont-Blanc. Unterhalb des 4808m hohen Monte Blanc bogen wir über Saint Gervais-les-Bains und Ugine nach Albertville ab.
Mitten durch die Olympioidenmetropole führte uns der Ride über Saint-Pierre d’Albigny und Les Marches nach Grenoble. Zwischenhalt machten wir unter anderem im George de L’Arly, in Flons im Restaurant Pont de Flon, wo wir auch auf der Rückreise unerwartet Rast fanden. In Grenoble angekommen, stellten wir mit Überraschen fest, dass die typisch französische Passivität mit der Schweizer Gastfreundlichkeit nicht zu vergleichen ist.
Im Hotel beharrte man zuerst auf das Zahlen aller Kosten und war dann nichtmal bereit, die hoteleigene Bierbar zu bedienen, respektive die Gläser von den hoteleigenen Tischen an die Bar zu retournieren.. Das Chapter war sich klar, dass der Umsatz in der gastfreundlicheren Umgebung deutlich höher ausfallen könnte.
Gegen Abend landeten wir im angekündigt 10 Gehminuten, aber gefühlt halbstündig entfernten französischen Fleischrestaurant “La Boucherie”. Dort angekommen, war die Welt für die meissten schnell wieder in Ordnung. Das Essen war grosszügig bemessen und lecker, in einigen wenigen Fällen, jedoch wegen dem abwarten und gemeinsamen Servieren schon zu kalt. Die Getränke waren jedoch sehr zufriedenstellend und der abschliessende Preis relativierte das Konsumierte.
Bereits am Freitag Morgen fing unser eigentlicher Ride um Grenoble an. Wir starteten beim “Harley-Dealer”, vorbei in Richtung Hameau du Château. Dann links über Les Grandes Côtes, über die Route de Lans en Vercors Richtung La Côte, wo wir bei Villard-de-Lans rechts abbiegend unsere Fahrt fortsetzten. Immer weiter südlich in das wunderschöne Naturschutzgebiet fahrend, führte unsere Route durch wunderschöne, vom Gletscherwasser in den Kalkstein geschnittene Schluchten. Durch zahlreiche erfrischend kühle Tunnel und Schluchten führte uns der gemeinsame Weg an diesem schönen Auffahrts Wochenende von circa 70m unter dem Meeresspiegel auf fast 1530m über dem Meer und erlaubte uns eine Durschnittsgeschwindigkeit von circa 50km/h. Gesamt 18h Fahrt und eine Distanz von 1104 gefahrenen Kilometern, lassen das Ausmass dieses schönen 4 Tägigen Rides erkennen.
Doch zurück zum Ride, mitten im Naturschutzgebiet Vercors kamen wir also aus dem letzten Tunnel bergauf, welcher sich zwischen dem 1656m hohen But de Nève und But Sapiau in ein wirklich unbeschreibliches Tal eröffnet. Aus dem bisher “gewohnten” Jura Kalkstein, respektiv Donautal Verhältnis, kamen wir somit urplötzlich in das Format eines “Grand Canyon”. Zumindest ging es denjenigen, welche nie zuvor im amerikanischen Traumziel waren, durch den Kopf…
Ich denke ich kann behaupten, dass innert 10 Sekunden das komplette Chapter, ein “WOW, was für eine traumhafte Landschaft” im Gedanken hatte.. War das der “Chapterride Emotions Rekord 2019 ??”
Die anschliessenden Kurven führten uns von circa 1300m hinunter auf das 600m tief liegende Chamaloc in Richtung Die. In der dortigen “La Petite Auberge” wurden wir neben der unglaublichen Region mit einem sagenhaften Essen verwöhnt. Dem Fluss folgend führte unser Weg bis Saint-Étienne links über einen kleinen Gebirgskamm nach Beaufort sur Gervanne. Den Serpentinen folgend nach La Combe, kamen wir auf dem Gebirkskamm nach La Vachérie. Über Saint-Jean en Royans führte der Weg nach Pont en Royans, und auf der dortigen Route des Grottes zurück in Richtung Grenoble. Das Essen im Vercors war in jedem Restaurant von einer sehr hohen Qualität. Unsere Mitglieder konnten sich von Single, Double, Triple Burgern, Steak, Entrecote, Raclette, Spaghetti über Salate, Terrine, Tartar, Foie Gras, Poulet, Forelle… bis hin zu diversen Dessertvariationen begeistern. Insbesondere der von unserem lieben Tinel heiss ersehnte “Vanille Glace avec Schokolade chli Druff” hätte ihm zu seinem persönlichen, ultimativen “Chapterride Emotions mit Dessert im Buuch Rekord 2019” verholfen…
Am Freitag Abend führte uns unser Weg erneut zum sich prinzipiell bewährten “Restaurant La Boucherie, im Anschluss suchten wir nach einer gemütlichen Bar. Nach circa 15 Minuten Gehdistanz, vorbei an den landestypischen kleinen Häusschen mit 9 Stockwerken und 26 grossen Doppelfenstern in der Breite.. neben, explodierten und ausgebrannten Wohnwägen, auf alten Tankanlagen, mit Zelten für Ganzjahresurlauber, ging der Weg schlussendlich in eine kleine Eckbar, welche den einen oder anderen Drink erlaubte, jedoch nicht zu Folgeabenden einlud. Nundenn… Frisch gestärkt gingen unsere verwegenen Member frühmorgens ins Bett, um anschliessend in einen “gemütlichen Samstag” zu starten. Morgens fuhren wir eine Stunde später auf eine Minitour, welche zuerst zum lokalen “Harley Davidson Dealer von Grenoble” führte.
Gemeinsam konnten wir dort den Shop besuchen, Einkäufe für unsere Liebsten machen, oder einfach nur ein paar gemütliche Stunden bei Café und Apérogebäck verbringen. Abschliessend an unseren Besuch lud uns der Dealer persönlich zu einem gänzlich kostenfreien “Harley Pre Ride Check” ein. Es wurden von den Mechanikern bei allen Interessierten der Reifendruck, Ölstand und der allgemeine Zustand des Motorrades geprüft und entsprechend auf die weitere Reise vorbereitet.
Der Weg führte an diesem Tag aussen um das Gebiet Vercors durch kilometerlange Strassen gesäumt von “Baumnussplantagen,” teils Bio, teils normal gehalten. Ich denke, nur wenige von uns haben bisher so viele “Nüsse” auf einmal gesehen.. verständlich, dass der eine oder andere Bauer oder Bewohner der Region sich entweder, im wahrsten Sinne des Wortes, auf oder an die Nüsse gehen können, ohne zweideutig denken zu wollen. Einstieg in das Vercors Massiv mit den bereits oben erwähnten Schluchten und Tälern fanden wir an diesem Tag über die Schnellstrasse beim Pont en Royans, an einem wunderbar heissen Tag, welcher nicht nur unsere Mitglieder sondern sogar den frisch geteerten Parkplatz unter unseren schweren Maschinen schmelzen liess. Die Seitenständer sanken förmlich in die Tiefe und wir konnten unseren kleinen Ride wie am Tag zuvor, jedoch mit den passendsten Plätzen zum Erinnerungsfotos schiessen, fortsetzen. Zahlreiche Laola Wellen wurden den verdutzten Fahrern zugeworfen, welche unseren Halt und unsere Begeisterung für die Region mit einem gewissen Verwundern beobachteten.
Am Abend wurde für alle vom lokalen Dealer eine Top - Lokation reserviert. Im “Restaurant Bastille Grenoble”, hoch über den Dächern von Grenoble, wurden fast alle unserer Mitglieder mit einer wahrlich traumhaften Aussicht belohnt. Doch weshalb fast?? Für die Fahrt auf die Festung de Bastille von Grenoble wurden für alle 17 Mitglieder Taxis gebucht. Vor Ort stand dann jedoch nur ein einziges. Auf Rückfrage hiess es , die anderen würden gleich kommen. Sodann waren die ersten Mitglieder in einer fast 25minütigen Fahrt auf dem Berg bei der Bastion angekommen. Der Weg von fast 30% Steigung und die mehr als engen Kurven, gaben unserem Bestreben recht, nicht mit den Harley’s zu reisen, respective auf Taxis zu setzen. Das zweite Taxi kam nicht, sodas unsere Member erfinderisch wurden und kurzerhand ein Uber bestellten… welches sie jedoch nur bis zur Hälfte des Berges brachte.. somit , mussten sie auf das dritte Taxi warten, welches einen offenbar betrunkenen Fahrer hatte.. dieser schaffte zwar die Member bis zum Restaurant, diesen war vom Weg jedoch schlecht, da mehr als waghalsig gefahren wurde… der letzte Rest der Gruppe bekam kein Taxi und beschloss somit in der Stadt zu bleiben und ein Cordon Bleu essen zu gehen. Diejenigen, welche den Weg nach oben geschafft hatten, wurden mit einer atemberaubenden Rundumsicht auf den Vercors, die Französischen Alpen und die Stadt in der Abenddämmerung, sowie in der Nacht belohnt. Das Essen und der Service waren beispielslos, einzig der Übermut zum Tartar oder Tabasco führte bei einigen wenigen, zu sagen wir einmal, zusätzlicher Beschleunigung. Auf der Rückfahrt am Sonntag war eine weitere Route geplant, welche über herzige kleine Dörfer in brütender Hitze führte, durch Pinienwälder und wunderschönen malerischen Berg- und Voralpenregionen, in welchen entweder Bauern oder Schriftsteller wohnen müssen. Einzig ein paar Fahrradfahrer mehr wurden von uns gesichtet, welche an einem Event trainierten und ihre Kräfte in die Bergpässe hämmerten.
Auf der Rückreise kamen wir wegen diversen Umleitungen schlussendlich wieder an das Restaurant le Pont de Flon, in welchem wir zuvor gespeist hatten. Dort konnten wir uns vor der circa 8 stündigen Rückreise ausreichend stärken. Der Weg führte uns dann wieder nach Martigny und über Aigle und den Col du Pillon nach Thun, wo sich alle Mitglieder herzlich verabschiedeten und ihrer Wege gingen. Einige hatten am selben Abend noch kleine Weltreisen vor sich.. so waren alle froh, wieder gut behalten und unfallfrei in der Heimat angekommen zu sein. Vielen Dank an Oli und Alex für das Organisieren, Planen und Durchführen dieses wunderbaren Rides! Ich freue mich noch viele solcher schönen Ausfahrten mit dem Chapter zu erleben und wünsche Euch bis zum nächsten Bericht eine sichere und schöne Motorrad Saison..
Euer Sebu
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Moni (Freitag, 07 Juni 2019 10:12)
Hey - Hammer Bilder!!! Merci 1000ig, dass ich so wenigstens ein wenig mit dabei sein konnte :)
Liebi Grüess und bis bald, Monica
Thömu W (Samstag, 15 Juni 2019 18:25)
Super Bilder u e geniale Bricht, isch super gsih.